Trotz zum Teil heftigen Regens und Windes kamen rund 600 zum 8. Schlagerfest

War das ein ungemütlicher Nachmittag, eine Windbö heftiger als die andere, ein Regenschauer kräftiger als der andere – aber die Angermünder und auch wieder viele auswärtige Gäste besuchten das 8. Bärbel Wachholz-Schlagerfest auf dem Angermünder Rathausplatz. 500, 600 oder vielleicht sogar 700 mögen es über die 3 Stunden hinweg gewesen sein, die die Nässe der Bänke oder das ungemütliche Stehen auf den nassen, glitschigen Steinen in Kauf nahmen. Entschädigt wurden sie mit einem abwechslungsreichen Programm großer Schlagersterne und einer Angermünder Überraschung.

Gerd Christian – der Riese unter den Publikumslieblingen populärer Gesänge – betrat nicht eine Minute die schützende Bühne, er kam ganz dicht an die Zuschauer heran, nur in ganz schlimmen Momenten griff er sich seinen schützenden Regenschirm. Bereits im ersten Teil des Schlagerfestes unter dem Motto „Bärbel Wachholz – Heut sind alle Straßen voll Musik“ sang er seinen Superschlager „Sag ihr auch“ und wurde dafür von den Zuschauern so gefeiert, daß er es in seinem Konzertteil erneut sang – zudem es das Publikum vehement forderte. Ganz zum Schluß sang er es dann noch einmal mit marschierendem Discofox-Rhythmus. Da bekam er allerdings einen kräftigen Frosch in den Hals, hoffentlich hat er sich bei diesem Regenkonzert nicht erkältet...

Doch auch mit anderen Liedern aus älterer und jüngerer Zeit überzeugte Gerd Christian. So mit Maffays Nummer „So bist du“, die er schon 1980 das erste Mal auf AMIGA produziert. Er sang es in einer angenehm schlichten, geraden Art – weit weg von der Maffay oft so eigenen gewissen Manieriertheit. Immer wieder legt Gerd Christian ein neues Album vor, derzeit arbeitet er wieder an einem. „Vielleicht werde ich auch wieder ein bis drei meiner Hits aus alten Zeiten aufpolieren und neu einsingen. Das Publikum verlangt danach, selbst nach Uraltnummern wie ‚Klar, Klara, klar‘, die ich Mitte der 1970er Jahre bei Fritzens Dampferband aufgenommen habe, damals übrigens mit Achim Mentzel, der wie eine Art Echo in dem Lied agierte.“ Michael Fritzen, der Leiter der Band, spielte übrigens genau wie Angermünde eine besonders wichtige Rolle in Gerd Christians Sängerlaufbahn. „Mit der Michael Fritzen-Combo, wie sie damals noch hieß“, spielte ich 1972 im ‚Schuppen’ in Angermünde – es war mein erster Auftritt als Profisänger, ich hatte gerade meinen Berufsausweis als Schlagersänger bekommen, nachdem ich die entsprechenden Prüfungen bestanden hatte.“

Ihren „Karrierestart“ erlebten beim 8. Schlagerfest die „Old Rabbits“, Wolfgang Krakows alte Hasen. Der Altbürgermeister, der seit 2008 die Erinnerungsarbeit für Bärbel Wachholz als Tochter der Stadt kräftig förderte, gab nun seinen Schlagerfest-Bühneneinstand mit langjährigen Angermünder Musikfreunden – mit Uwe Schwanebeck und Michael „Hektor“ Schulz sowie dessen Sohn Johannes Sellin am Cajon, einem Schlaginstrument. Ihre Liedermischung aus Oldies landete beim Publikum, das seinen Spaß an den Songs hatte. Zumal Wolfgang Krakow einige Texte – wie er es mag – neu geschrieben hatte. So wurde aus Michael Holms „Mendocino“ ein Song übers Radfahren zur Blumberger Mühle. Und sogar einen Bärbel Wachholz-Hit aus dem Jahre 1958 sangen sie. „Das wünsch ich mir“ – wer versteht auch nicht die Träume vom eigenen Häuschen mit Garten. Uwe Schwanebeck machte das soviel Spaß, daß er am liebsten gleich noch „Ich steige dir aufs Dach“ einstudiert hätte. „Das machen wir vielleicht beim nächsten Mal“, sagte Wolfgang Krakow, der sich über den großen Anklang freute, den der Auftritt beim Publik fand. „Wir würden gern wiederkommen. Es muß ja nicht gleich nächstes Jahr sein, aber vielleicht in zwei Jahren zum 10. Schlagerfest!“

Andrea und Wilfried Peetz, die durch den ersten Teil des Schlagerfestes führten, fühlen sich auch auf der Angermünder Schlagerfestbühne wohl: „Das Publikum hier ist sehr interessiert und aufmerksam, das gefällt einem als Musiker natürlich besonders“, sagten sie. Das Paar landete mit dem großen Bärbel Wachholz-Medley besonders starken Erfolg – sie sangen Hits von „Damals“ bis „Mama“. Auch Ulrich Schlupsky – es war die Premiere für einen Instrumentalsolisten beim Schlagerfest – kam mit verschiedenen Saxofonen und der Panflöte hervorragend an. Besonders seine Interpretation des Wachholz-Erfolgs „Ich hab’ Musik im Blut“, eines flotten Boogies, fand viel Beifall.

Und Beifall bekam auch Deutschlands wohl ältester aktiver Unterhaltungssänger reichlich – Peter Wieland. Trotz seiner fast 87 Lenze – am 6. Juli vollendet er das Lebensjahr – überzeugt er stimmlich und zeigt eine Präsenz, die ihresgleichen sucht. Ob „Der alte Wolf“, „Chant sans paroles“, „Weil er ein Seemann war“ (Wachholz-Klassiker) oder zum Schluß das Berlin-Lieder-Medley – alles saß perfekt, immer noch live gesungen. Und die Zuschauer schenkten ihm vielleicht sogar den stärksten Applaus.

„Das ist wieder so ein schönes Schlagerfest“, freute sich Familie Aust aus Angermünde. „Wir sind fast jedes Jahr dabei, nur ein oder zwei Mal haben wir aus Krankheitsgründen gefehlt. Wann erlebt man schon mal sonst unsere Künstler? Hoffentlich gibt es das Schlagerfest weiter. Wir waren vor zwei Wochen auch beim Auftritt von Regina Thoss am Mündesee. Wunderbar.“ – Und Gollins, ebenfalls aus Angermünde, sagten: „Also von ausgelatscht kann absolut keine Rede sein, wie wohl zum Teil vorher zu hören war. Das Schlagerfest ist klasse! Hoffentlich bleibt es! Der Peter Wieland ist immer noch große Klasse und auch alles andere war klasse. Weiter so!“  Michael-Peter Jachmann

  • 8schlagerfest01
  • 8schlagerfest02
  • 8schlagerfest03