Großer Beifall für Regina Thoss, Hans-Jürgen Beyer, Christine Wachholz, Andrea und Wilfried Peetz – Solopremiere für die Enkelin Lara Kämpf
Alles war vorbereitet für das Pfingstsportfest des SV Grün-Weiß Märkisch Buchholz und das zum ersten Mal eingeladene Bärbel Wachholz-Schlagerfest – die Bühne aufgebaut, der Grill und der Getränkeausschank betriebsbereit, Bänke und Tische aufgestellt, der Buchverkauf sogar schon im Gange, die Künstler bereits eingetroffen und der Technikaufbau fast fertig. Doch dann schob sich eine dunkelblaue Wolkenwand über Märkisch Buchholz, es blitzte und donnerte. Erste Tropfen fielen und nur zwei oder drei Minuten später öffnete der Himmel alle Schleusen, gewaltige Regenmassen verwandelten den Festplatz binnen Minuten in eine Teichlandschaft. Dann prasselten auch noch fast kirschgroße Hagelkörner auf alles herunter. Da der Regen aber nicht ganz unangekündigt kam – nur in dieser Stärke war er nicht erwartet worden – hatte der SV Grün-Weiß eine Schlecht-Wetter-Variante vorbereitet: für die Sportvorführungen in der großen Halle und für das Schlagerfest in der früheren Kunstradfahren-Halle. Nach einer halben Stunde war der Spuk zwar vorbei, aber das Regenradar war für den weiteren Nachmittag nicht ganz eindeutig – Märkisch Buchholz konnte von weiteren Niederschlägen getroffen werden. Also fiel die Entscheidung zum Umzug nach drinnen, was das Programm um eine halbe Stunde verschob.Das Warten auf den Beginn des Bärbel Wachholz-Schlagerfestes gestaltete sich bei Kaffee und Kuchen in der Kunstradhalle recht angenehm, zumal dann bereits Bärbel Wachholz-Erfolge im Hintergrund erklangen. Erste Erinnerungen wurden bei so manchen Besuchern an eine Sängerin wach, deren Popularität in den 1950er und 1960er Jahren zeitweise grenzenlos schien. Bis heute erfreut sich Bärbel Wachholz (1938 – 1984) großer Beliebtheit, das mdr-Fernsehen produzierte mehrere Sendungen über die Künstlerin, die einstmals in kaum einer Unterhaltungssendung von Rundfunk und Fernsehen fehlte.
„Heut sind alle Straßen voll Musik“ – mit der Bärbel Wachholz-Originalaufnahme begann das Programm, für das Moderator Michael-Peter Jachmann Spitzeninterpreten eingeladen hatte. So Wilfried Peetz, der als Sänger und Frontmann der Theo-Schumann-Combo Anfang der 1970er Jahre der Band Stimme und Gesicht gab. Beide verbindet seit nunmehr 15 Jahren eine enge Zusammenarbeit. Wilfried Peetz produziert in seinem Studio im Nachbarort Groß Köris die Wachholz-Hits auf dem heutigen technischen Niveau, wahrt dabei aber die Substanz der alten Hits. So sagte Michael-Peter Jachmann: „Im Umgang mit der Musik der damaligen Jahrzehnte gleichen sich unsere Auffassungen, was für die Zusammenarbeit bei der Produktion der Neuaufnahmen die entscheidende Voraussetzung ist – zudem ist Wilfried Peetz ein ausgezeichneter Sänger und Instrumentalist sowie Tüftler, der immer Lösungen findet. Er ist mein idealer Partner für die Wiederbelebung, Bewahrung und Würdigung dieser Musik.“ Gemeinsam mit Andrea, die mehr als 20 Jahre seine Partnerin privat und auf der Bühne ist, startete Wilfried Peetz ins Programm. „Sing für mich“ – das wohl erfolgreichste Duett von Bärbel Wachholz mit ihrem Ehemann und Bühnenpartner Armin Kämpf sorgte gleich für den richtigen Schwung, die Zuschauer applaudierten begeistert. Wilfried Peetz legte solo mit „Der Conny mit dem Contrabaß“ nach.
Bärbel Wachholz war eines von insgesamt fünf Kindern von Alfred Wachholz, darunter zwei Schwestern. Auch diesen beiden war das Singen in die Wiege gelegt. Doch während die ältere Schwester Waltraud nicht den beruflichen Weg einer Sängerin ging, studierte die jüngere Christine an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“. 16 Jahre jünger als Bärbel hatte sie eine Vorliebe zur Rockmusik entwickelt. „Dennoch achte ich sehr, was Bärbel geleistet hat – ihr großartiges Können, das nur wenige erreicht haben. Deshalb wirke ich voller Überzeugung mit und habe für diesen Auftritt sogar weitere drei Lieder von Bärbel eingesungen. Und mein Sohn Helge, der mit seinem Bruder Ingo das Herz der Rockband ‚The Wakewoods‘ bildet, hat die Aufnahmen gemischt.“ – „Sole, Sole“, „Warum tun Sie nur so schüchtern, junger Mann?“ und „Oh, diese Männer“. 1973 nahm Bärbel Wachholz den Siegertitel des Rostocker Schlagerfestivals „Kleiner Mann“ des Finnen Jukka Kuoppamäki auf, sie hatte Ende 1970 ihren Sohn Stephan zur Welt gebracht und widmete ihm das Lied. Nun singt es Christine, selbst Mutter von zwei Söhnen. Ihr Sohn Stephan Kämpf ist seit einiger Zeit Vorsitzender des Sportsvereins Grün-Weiß Märkisch Buchholz. Als seine familiären Wurzeln bekanntwurden und er über das Bärbel Wachholz-Schlagerfest in Angermünde berichtete, kam der Gedanke auf, dieses Programm zum Pfingstsportfest in Märkisch Buchholz zu holen. Bürgermeister Arno Winkelmann finanzierte und der Sportverein organisierte. Nun stellte Stephan Kämpf unter Beweis, daß er nicht nur ein passabler Tischtennisspieler ist, sondern auch von den musikalischen Genen seiner Eltern einiges abbekommen hat – gemeinsam mit seiner Tochter Lara (18) sang er das Duett seiner Eltern „Mach Musik mit mir“. Dann war es soweit für das erste Bühnensolo von Lara, der Bärbel Wachholz-Enkelin. Sie hat in den vergangenen Wochen fleißig geübt, um den größten Erfolg ihrer Großmutter „Damals“ aus dem Jahr 1960 zu singen. Den Einsatz verpasste Lara zwar, doch im Laufe der ersten Strophe fing sie sich und gestaltete dann die zweite Strophe recht souverän, das Talent zeigte sich. Die Zuschauer geizten nicht mit Beifall. „Ich möchte jetzt doch gern beruflich im Bereich der Musik entwickeln, mich lassen die Lieder meiner Oma nicht mehr los.“ Christine Wachholz, die Tante ihres Vaters, sagte Unterstützung zu, riet ihr aber, zunächst einmal die Ausbildung abzuschließen, um beruflich abgesichert zu sein.
Hans-Jürgen Beyer und Regina Thoss, die bis heute zu den gefragtesten Interpreten aus dem Osten Deutschlands gehören, ernteten für ihre Interpretationen der Wachholz-Lieder „Tennessee-Waltz“, „Die Lieder meiner Sehnsucht“, „Cape Town Boy“, „Einmal wieder Tango mit dir tanzen“, „Das wünsch ich mir“ und „Treu sein“ starken Applaus – ebenso wie Andrea und Wilfried Peetz, die mit „Ich tanz den Charleston“, „Erster Kuß, erste Liebe“ und „Die letzte Bahn“.
Die Lieder von Bärbel Wachholz wurden von vielen Komponisten und Textern verfasst, jeder wollte mit ihr arbeiten. Denn jeder, dessen Lieder sie sang, hoffte, auf diese Art selbst bekannt zu werden. Unter ihren Textern schaffte es Dieter Schneider an die Spitze, er war kaum älter als Bärbel, doch schon erfolgreich, als sie begann. Er schrieb unter anderem „Oh, diese Männer“, von Bärbel Wachholz 1958 aufgenommen. Im September des vergangenen Jahres ist Dieter Schneider verstorben. „Gold in deinen Augen“, „Kleiner Vogel“, „Spielverderber“ sind nur einige der unzähligen Hits aus seiner Feder. So auch für Regina Thoss („Die Lieber ist ein Haus“) und Hans-Jürgen Beyer („Hab ich das alles nur geträumt“) sowie „Mama Mallorca“ für Andrea und Wilfried Peetz.
Im Schlussblock machten die Interpreten mit Liedern aus ihren aktuellen Programmen aufmerksam, die das vielfältige Repertoire und ihre Verschiedenartigkeit aufzeigte. Ein Nachmittag ging zu Ende, der die Zuschauer begeisterte. Was die Schwestern Angela Dottermusch und Anita Stock sagten, steht für die Meinung vieler Besucher: „Wir haben einen großartigen Nachmittag mit einem wunderbaren Programm erlebt. Das waren so schöne Lieder, es hat einfach nur Spaß gemacht, viel mehr sogar, als wir erwartet haben. Hoffentlich war das erste Mal nicht das letzte Mal. Bitte kommen Sie wieder!“