Bei einer Gedenkrunde zum 40. Todestag der Sängerin (1938-1984) kündigte der Bürgerverein den Antrag an
Von Michael-Peter Jachmann
Sie alle waren gekommen, um einer Künstlerin zu gedenken, die einst Millionen Menschen in Deutschland und anderen Ländern Europas, bei Gastspielen aber auch in Asien und im arabischen Raum mit ihrem Gesang und Konzerten begeisterte – Bärbel Wachholz. Am 40. Todestag kamen viele Fans auf den Parkfriedhof des Nordostberliner Ortsteils Französisch Buchholz an ihr schön geschmücktes Grab. Nach langen Jahren der Krankheit hatte die gebürtige Angermünderin, Eberswalderin von Herzen und Berliner Sängerin wenige Wochen nach ihrem 46. Geburtstag die Kraft zum Weiterleben verloren und starb am 13. November 1984. Stephan Kämpf, der damals nicht ganz 14 Jahre alt war, sagte nun am Grab seiner Mutter überwältigt: „Sie wäre glücklich zu wissen, dass selbst viele Jahre später viele Menschen ihren Gesang lieben und sogar manche, die damals noch gar nicht oder gerade erst geboren waren.“
Der Berlin-Brandenburger Freundeskreis „Unsere Bärbel Wachholz!“ hatte zu einer Gedenkrunde am Nachmittag eingeladen. Neben Familie, Freunden und Fans kamen auch Vertreter des Buchholzer Bürgervereins. Michael-Peter Jachmann vom Bärbel Wachholz-Archiv Angermünde erinnerte an die künstlerischen Leistungen der Sängerin und würdigte ihre unverwechselbare Einmaligkeit – gestützt durch das Abspielen ihrer drei größten Erfolgslieder „Damals“, „Mama“ und „Ich hab Musik im Blut“. Von den Besuchern gab es vielfaches Geraune – „War das eine schöne Stimme …“, „Soviel Gefühl …“, „Das hat auch Heintje nicht schöner gesungen …“ und einige Ohs und Ahs…
Der Buchholzer Bürger Roy Voigt, der mindestens 20 Jahre nichts wissend am Grab der Sängerin vorbeigelaufen war, lernte durch einen Zufall vor einigen Jahren ihre Lieder kennen und lieben, machte sich mit anderen Bärbel Wachholz-Fans bekannt und gemeinsam überlegte man, wie man in Französisch Buchholz die Sängerin öffentlich würdigen könnte, ähnlich wie in Angermünde und Eberswalde. So gibt es in beiden Städten bereits eine Wachholzstraße – warum sollte das nicht auch in dem Berliner Ortsteil möglich sein? Immerhin verbrachte sie hier nahezu die Hälfte ihres kurzen Lebens von 1962 bis zu ihrem Tode 1984. Roy Voigt trat in den Bürgerverein Buchholz ein und brachte dort das Anliegen vor, der Künstlerin zu gedenken. Er traf auf offene Ohren. So nahmen drei Vertreter des Vorstands an der Gedenkrunde teil. Der Vorsitzende Lars Bocian erklärte in der Gedenkrunde: „Bärbel Wachholz war ohne Zweifel eine herausragende Künstlerin und als langjährige Bürgerin unseres Ortsteils hat sie es verdient, in die Buchholzer Chronik aufgenommen zu werden. Wir werden uns dafür einsetzen, eine Straße nach Bärbel Wachholz zu benennen, möglichst die Straße 76, in der sie einst wohnte. Der Vorschlag erfüllt wichtige Voraussetzungen – so dürfen derzeit Straßen nur nach Frauen benannt werden und der Name muss der Reputation des Ortes dienen.“ Das quittierten die Teilnehmer an der Gedenkrunde mit Beifall. Beifall erhielt auch Roy Voigt, der zwei Lieder von Bärbel Wachholz einstudiert hatte, um sie zur Gitarre zu singen („Mach die Tür auf zum Glück“, „Laß die Erinnerung ruhn“). Und Michael-Peter Jachmann las einen Auszug aus dem in Entstehung befindlichen „Bärbel Wachholz-Familienbuch“ über ihre ersten Erfolge als Sängerin im Schüleralter. „Mit ihrer Kindheit und Jugend beschäftigt sich die nächste große Ausstellung im Museum Angermünde, die voraussichtlich am 7. März 2025 eröffnet wird. Außerdem will Angermünde am 13./14. Juni sein alljährliches Stadtfest durchführen. Es gibt gute Chancen, dass es dann am 14. Juni zum 12. Bärbel Wachholz-Schlagerfest kommen wird, bei dem bekannte Interpreten ihre Lieder singen.“ Mehrere Buchholzer kündigten bereits an, zu beiden Veranstaltungen nach Angermünde kommen zu wollen. So ging die Gedenkrunde bei mildem, zeitweise sogar sonnigem Novemberwetter zu Ende.
Und Stephan Kämpf traf auf alte Bekannte, so auf die Mutter seines früheren Sportkameraden aus Kinderzeiten Dominik Zimpel, auf Karin Zimpel. Sie will auf jeden Fall nach Angermünde kommen. Ein freudiges Wiedersehen gab es für Stephan auch mit Hans-Holder Bath, dessen Eltern eng mit Stephans Eltern befreundet waren, so hatte Hans Bath zahlreiche Hits für Bärbel komponiert und seine Frau Eva wurde zu ihrer besten Freundin. Mit Walter Bühling, der als Pfleger Bärbel Wachholz seit 1972 immer wieder bei Krankenhaus-Aufenthalten betreute und in ihren letzten Lebensjahren zu einem vertrauten Freund wurde, gab es ebenfalls ein Wiedersehen.
Mit einem schönen Blumenstrauß dankte Stephan Kämpf, der seit vielen Jahren im südlichen Brandenburg wohnt, der Buchholzerin Sigrun Becker, die das Grab seiner Mutter regelmäßig pflegt. Bescheiden wehrte sie ab: „Ich mache das doch gern für ihre Mutter, ich habe sie und ihre Lieder sehr gemocht.“
Stephan Kämpf sagte beim Gehen: „Es ist schon merkwürdig – als 2011 das Bärbel Wachholz-Schlagerfest erstmals im Rahmen des Stadtfest in Angermünde stattfand, da riss nach einem Gewitterguss kurz vor Beginn der Himmel auf und die Sonne kam heraus. Und als ich heute hier ankam, wenige hundert Meter von unserem damaligen Wohnhaus entfernt, ist der diesige, neblige Himmel ebenfalls aufgerissen und die Sonne strahlte auf einmal mit ganzer Kraft. Ob nicht doch Mutter da ihre Hand im Spiel hatte?“
Wer Kontakt zum Bärbel Wachholz-Freundeskreis Berlin-Brandenburg aufnehmen möchte, kann sich gern an mich oder an Roy Voigt wenden: Seine Mobilnummer lautet 0172 401 3981.